Geiselnahme wider frei

Geiselnahme in bayerischem Hochsicherheitsgefängnis beendet

2009-04-08 15:20:17

Straubing (AFP) — Die Geiselnahme im bayerischen Hochsicherheitsgefängnis Straubing ist in der Nacht unblutig zu Ende gegangen. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, konnte der Häftling, der seine Psychotherapeutin als Geisel genommen hatte, durch den Einsatz der polizeilichen Verhandlungsgruppe gegen 00.35 Uhr zur Aufgabe bewegt werden. Aufschluss über das Motiv des Mannes sollen weitere Ermittlungen bringen.

Der 51-jährige Gefangene, der in der Justizvollzugsanstalt eine lebenslange Haftstrafe wegen mehrerer Gewaltverbrechen verbüßt, wurde in seine Zelle gebracht. Das Messer, mit dem er sein Opfer in einem Raum der sozialtherapeutischen Abteilung stundenlang bedrohte, wurde sichergestellt. Die 49-jährige Anstaltstherapeutin befindet sich noch in psychologischer Betreuung. Besonders geschulte Polizeibeamte hatten über ein Telefon in dem Raum Verhandlungen mit dem Mann geführt. Nach Angaben des Sprechers soll es voraussichtlich am Nachmittag eine Pressekonferenz zum Tathergang geben.

Der Mann brachte die Therapeutin am Dienstag gegen 17.35 Uhr in seine Gewalt. Die Polizeidirektion Straubing schickte umgehend massive Polizeikräfte, darunter auch Spezialeinsatzkräfte, zur Justizvollzugsanstalt. Der Bereich um das Gefängnis wurde weitläufig abgesperrt. Örtlichen Medien zufolge verbüßt etwa ein Fünftel der rund 850 in dem Gefängnis inhaftierten Männer lebenslange Haftstrafen wegen Mordes.

Die bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) sagte der "Süddeutschen Zeitung", sie breche wegen der Geiselnahme ihre Ägyptenreise ab und werde noch in der Nacht nach Bayern zurückkehren.

Es handelte sich um das zweite Gewaltverbrechen innerhalb weniger Stunden in einem Justizgebäude in Niederbayern. Am Dienstagvormittag hatte ein 60-jähriger Sportschütze im Landshuter Landgericht seine aus Straubing stammende Schwägerin erschossen, eine weitere Schwägerin und einen Rechtsanwalt verwundet und sich anschließend selbst umgebracht. Hintergrund der Tat war ein Erbschaftsstreit zwischen sieben Geschwistern, der in den 1990er Jahren begann. Der Streitwert lag nach Gerichtsangaben bei 200.000 DM (etwa 102.000 Euro).